Dienstag, 20. November 2018

Selbstverurteilung contra inneres Wachstum, Teil 2

17.11.2018
Du erinnerst dich vielleicht, dass ich mir vorgenommen habe, mich nicht mehr an der falschen Stelle zurückzunehmen und mich nicht mehr selbst für meine Zweifel oder Ratlosigkeit zu verurteilen. Auf diesem Weg bin ich jetzt schon mehrere Schritte voran gekommen. Am Anfang gab es diese zwei Auseinandersetzungen, in denen ich mich mundtot fühlte (ohne zu merken, dass ich das gar nicht war). Ich habe versucht etwas zu sagen und kam mir dabei schwach und verzagt vor und hatte das Gefühl nur Unsinn geredet zu haben, was ich mir wiederum übel nahm.

Seit dem hat das freundliche Schicksal, welches immer auf der Seite der Entwicklung steht, mir etliche Gelegenheiten vor die Füße geworfen, um zu üben. Zum Beispiel die folgende. Ich habe so einen kurzen Text zum Thema Bewusstsein auf Facebook gepostet und darin auch auf meine Bücher hingewiesen. Jemand hat darauf geantwortet: "Vielen Dank für die Hinweise. Jetzt weiß ich, dass ich dein Buch nicht lesen werde. Ich bin lieber bewusst, statt darüber in Büchern theoretisch zu lesen." Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich dazu sagen oder darauf antworten wollte. Ich wollte es schon ignorieren, aber plötzlich fiel es mir wieder ein: Ich will doch nicht mehr schweigend ignorieren. Ich will doch jetzt etwas sagen.


Und auf einmal wusste ich auch genau, was ich sagen wollte (Fortschritt!). Ich fragte den Leser, ob er sich denn auch bewusst sei, dass sein Beitrag einen kleinen Seitenhieb gegen mich beinhalte und ob er sich auch bewusst sei, warum es ihm wichtig war, mir dies so zu schreiben.
Es ist ja schon irgendwie eine 'spezielle' Botschaft, jemand zu sagen, dass man sein Buch nicht lesen werde. Wir gehen ja auch nicht zum Bäcker, um ihm mitzuteilen, dass wir heute kein Brot kaufen werden. Der Mann hat inzwischen geantwortet und darin auch geschrieben, dass er mich nicht verletzen wollte. Das fand ich super. Darin liegt ja auch gerade das Problem mit der Unbewusstheit. Sie bringt es mit sich, dass wir gelegentlich Menschen verletzen, ohne es zu bemerken oder auch nur zu wollen.

Eine zweite Gelegenheit ergab sich bei einer Veranstaltung. Ich saß dort mit einer Gruppe von Menschen an einem Tisch. Die meisten kannte ich, aber direkt neben mir saß ein mir unbekannter Mann. Er machte durch sein ganzes Verhalten, Mienenspiel und Gehabe deutlich, dass er nicht im Geringsten an einem Gespräch mit mir interessiert sei. Das kenne ich schon. Seit ich über sechzig bin, erlebe ich das öfter. Es gibt viele Menschen, die wollen nicht mit älteren Menschen reden. Sie halten uns alle für uninteressant, unwichtig und vielleicht auch halb senil und können sich überhaupt nicht vorstellen, dass wir ihnen interessante Weisheiten zu bieten haben.

Früher hätte ich mich einfach in die andere Richtung gewendet und mir gedacht: Wenn er nicht will, muss er ja nicht. Aber jetzt habe ich darin eine schöne Gelegenheit gesehen, meine neue innere Haltung zu trainieren. Ich habe mir selbst gesagt: Das lasse ich dem nicht durchgehen. Wir alten Menschen verkörpern das Wissen und die Weisheit dieses Landes. Wir haben erlebt, was die jüngeren noch nicht wissen können, haben wertvolle Erfahrungen und Erinnerungen, die auch dann gebraucht werden, wenn die Jüngeren sich darüber nicht im Klaren sind. Ha!
Und dann habe ich den Mann einfach in ein Gespräch verwickelt. Etwas, das ich früher niemals getan hätte.

In dem Film Independance Day hält der Präsident eine Rede und er sagt darin: "Wir werden nicht schweigend in der Nacht untergehen".
Cooler Spruch, oder? Nur weil wir älteren Menschen älter sind, müssen wir doch nicht schweigend zurücktreten und dem Ego der Jüngeren Platz machen, damit sie alle unsere Fehler wiederholen und dabei dieser Welt noch weiter Schaden zufügen.
Aber ich muss halt auch ein Bisschen in den Widerstand gehen und nicht nur schweigend abwarten, wer von sich aus zu mir kommt. Sonst wird mein Beitrag überhört werden.

Eine weitere Gelegenheit entstand durch das Seminar, welches ich am Wochenende in Hamburg besucht habe. Es war ein sehr interessantes Seminar mit vielen tollen und besonderen Teilnehmern. Ich habe viel Inspiration daraus gezogen. Es war aber auch megaanstrengend. Wir wurden um Feedback gebeten. Ich fand, dass ich etwas schreiben sollte, aber was? Was war mir selbst so wichtig, dass ich einen inneren Impuls verspüre, daraus einen Beitrag zu machen? Zuerst war ich ganz ratlos, aber Stück für Stück setzte sich etwas in mir zusammen und auf einmal war es ganz einfach und ganz klar. Ich habe eine Message verfasst, darin meine große Wertschätzung ausgedrückt für die Organisatoren und das Seminar und auf die Möglichkeit hingewiesen, durch eine andere Didaktik das Ganze sogar noch mehr zu optimieren.

Das war der Raum, in dem wir das Seminar in Hamburg hatten im Hotel Vier Jahreszeiten. Ein sehr nobles Hotel.
Ich weiß, es ist bescheuert, das zu posten, aber nun ja, warum denn nicht, goldene Wasserhähne in der Toilette im Vier Jahreszeiten.
 
Mir wurde dort die Möglichkeit eröffnet, an einem eigenen Tisch für mein Buch über Persönlichkeitswachstum zu werben. (Hat übrigens nichts gebracht)
 


 
Dadurch habe ich selbst etwas Wesentliches begriffen: Die anderen Anlässe waren nur Vorübungen. Eigentlich geht es für mich um etwas anderes, einen richtigen inneren Entwicklungsschritt.
Wir alle haben unsere Fähigkeiten und Talente mitbekommen. Keiner wurde dabei vergessen. Jeder hat seine angeborenen Qualitäten, die er in diesem Leben entwickeln und ausbauen kann, um etwas zu erreichen und seine Lebensqualität zu erhöhen. Es ist egal, worum es sich bei diesem Fähigkeiten handelt. Der eine ist ein super Tischler, der andere Dirigent eines Symphonieorchesters, die eine ist eine wundervolle Krankenschwester voller Optimismus und Menschenliebe und die andere eine starke Anwältin. Wir können entwickeln, was wir in uns vorfinden und unser Leben damit aufbauen.

Das habe ich auch immer gemacht. Jetzt aber bin ich 61 Jahre alt und beginne zu begreifen, dass dies noch eine weitere Dimension hat. Wir haben unsere Fähigkeiten nämlich nicht nur für uns selbst. Es geht nicht nur um unser eigenes Leben. Wenn wir für uns selbst gesorgt und unsere Qualitäten immer weiter entwickelt haben, wenn unser eigenes Leben auf festen Füßen steht, dann ist es Zeit, mithilfe der eigenen Fähigkeiten Verantwortung für die Menschen um uns herum zu übernehmen. Nun, da ich alt bin, ist es Zeit meinen Wissens- und Erfahrungsschatz auch für andere Menschen einzusetzen. Damit meine ich hier aber nicht nur mich. Das gilt für alle älteren Menschen. Das ist die Aufgabe des Alters. Wer hat sich denn bloß ausgedacht, dass wir uns alle tatenlos hinhocken und senil werden sollen?

Ich dachte, es geht nur um mich, um die Entwicklung eines kleinen inneren Schrittes zu mehr Freiheit und Selbstbewusstsein, aber es geht um meine Verantwortung für die mir in die Wiege gelegten Qualitäten. Wenn ich immer schweige, mich nicht einbringe, sondern abwarte, wer von selbst zu mir kommt, dann handle ich nicht verantwortungsvoll genug.
Okay, das soll nun aber auch nicht heißen, dass man sich anderen aufdrängen muss. Das kann ich wirklich nicht besonders gut. Aber ich kann ein freundliches Angebot machen. Und genau das habe ich dann getan. Ich habe freundlich angeboten, meine didaktischen Fähigkeiten und mein Wissen zu teilen.

Sobald mir dieses Licht aufgegangen war, wusste ich auch, was ich schreiben wollte. Inzwischen habe ich schon eine Antwort bekommen. Offenbar ist mein Angebot dort willkommen. Erinnerst du dich? Am Anfang wusste ich nie, was ich sagen WOLLTE. Jetzt findet sich ein schöner Wille in mir ein. Es fühlt sich gut an, obwohl es mich herausfordert.

Heute Nacht hatte ich einen kurzen Traum. Ich war in einem Gebäude und hatte dort etwas zu tun. Bei mir war ein kleiner Drache, nur etwa fünfzehn Zentimeter groß, ein süßes kleines Haustierchen. Aber ich entdeckte in einem anderen Raum einen weiteren Drachen, der genauso aussah nur zwei Meter groß war. Ich erschreckte mich furchtbar, weil ich fürchtete, der Drache würde mich fressen wollen. Deshalb sperrte ich ihn in dem Raum ein. Ich hatte wirklich Angst und traute mich kaum, zu diesem Raum zurückzukehren. Trotzdem kam ich noch mal wieder, um nach dem Drachen zu sehen.

Ich denke, der kleine Drache steht für meine frühere Vorstellung davon, dass ich hier eine Kleinigkeit lernen kann. Und der große, beängstigende Drache steht für die eigentliche Aufgabe, die mir schon auch Angst einjagt. Aber jeder, der auch nur ein klein wenig von schamanischer Traumdeutung versteht, hat natürlich sofort gewusst, dass der Drache auch für meine eigene Kraft steht. Die großen und gefährlichen Tiere, von denen wir mitunter im Traum gejagt und verfolgt werden, stehen fast immer für unsere eigenen Kräfte, vor denen wir uns noch fürchten.

Als ich nach dem Seminar in Hamburg nach Hause kam, erwartete mich dort ein Problem:

 
Diese Katze auf meinem Sofa ist zwar süß, aber das ist nicht meine Selina. Selina war verschwunden. Ich glaube allerdings, dass das gar nicht auf die Kappe des obigen Tierchens geht, sondern auf Minka.
 

 
Der schwarze Kater hier auf dem Bild, der angeblich Minka heißen soll, hat meine Selina schon mehrfach angegriffen. Daher vermute ich, dass Chubaka, den ich da auf meinem Sofa fand, sich bei mir eigentlich nur vor Minka verstecken wollte. Was wirklich passiert ist, werde ich wohl nie herausfinden. Ich machte mich auf die Suche nach meiner Katze und fand sie verletzt im Wald. Das mit dem Wald ist nicht weiter verwunderlich. Ich wohne hier ja quasi im Wald. Hier mal ein Bild von meiner Terrasse aus aufgenommen.
 
 
Selina humpelte ganz jämmerlich auf drei Beinen und klagte bei jedem Schritt. Tragen durfte ich sie aber auch nicht. Das kann sie nicht leiden. Also begleitete ich sie langsam, bis zur Haustür und ermutigte sie dabei die ganze Zeit. Aber eines war mir in dem Moment klar: Jetzt ist die Zeit des Nachdenkens und Überlegens vorbei. Morgen kaufe ich eine Chip Katzenklappe. Selina war wirklich verstört. Schließlich saßen wir beide wieder zusammen in unserem Fernsehnest, aber sie war nicht besonders entspannt. Ich finde, das kann man auf dem Bild sogar sehen, oder?
 
 
 Sie wirkt angespannt, selbst im Schlaf. Für sie war das ganze echt schlimm, wie ich allmählich merke. Am anderen Tag habe ich ihr bei Fressnapf für 100 Euro die luxuriöse Chip Katzenklappe gekauft. Leider sind die Dinger so teuer. Außerdem habe ich organisiert, dass Nadine uns beide zum Tierarzt fährt, wo Lienchen ihren Chip eingesetzt bekam und eine Antibiotika Spritze, weil sie ja gebissen worden war. (Knapp 40 Euro) Und ich organisierte ebenfalls, dass ein Handwerker noch am selben Abend kam und die neue Klappe auch einsetzte. Das nachdem ich gerade erst in Hamburg auf dem Seminar war und ich bin pleite, pleite, pleite.
 
 
Das ist das gute Stück. Anfangs hat Selina ziemliche Probleme mit dieser neuen Klappe gehabt. Sie hatte sich nämlich angewöhnt, ihre Katzenklappe mit der Pfote aufzumachen. Darauf reagiert diese Klappe aber nicht. Der Chip sitzt in ihrem Nacken und darum muss sie die Klappe mit dem Köpfchen aufstoßen. Inzwischen ist schon eine ganze Woche vergangen und sie hat immer noch Probleme damit, aber immerhin, sie benutzt diese Klappe allmählich. Das Pfötchen ist schon wieder geheilt, das Seelchen aber noch nicht. Sie schleicht immer noch verängstigt durch die Wohnung und lässt mich morgens vorgehen, damit ich ihr sage, ob die Luft rein ist. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis ihr klar geworden ist, dass von nun an nur noch sie durch diese Klappe gehen kann.
 

 
Übrigens, manche Leute glauben, dass jede gechipte Katze durch diese Klappe kommen könnte. Das stimmt so nicht. Die Klappe wird auf diesen einen Chip programmiert. Aber erklär das mal Selina.
 
 





















































Samstag, 3. November 2018

Selbstverurteilung verhindert inneres Wachstum

3.11.2018
So, als allererstes muss ich mich entschuldigen. Mir ist da nämlich etwas passiert. In einem meiner letzten Blogtexte habe ich erwähnt, dass ich in der Nacht aufgewacht bin, weil jemand über mir (oder scheinbar über mir) immer hin und her gegangen ist. Die Nachbarn über mir haben das gelesen und fühlten sich davon verletzt. Sie haben es als Beschwerde aufgefasst und hatten dann natürlich mit Recht das Gefühl, ich hätte damit zuerst zu ihnen kommen sollen und das nicht im Blog veröffentlichen. Wir haben inzwischen schon darüber gesprochen, aber anschließend habe ich noch einmal in aller Ruhe darüber nachgedacht und ich bin zu dem Schluss gelangt:

Ich habe da einen Fehler gemacht. Natürlich nicht mit Absicht, aber wer macht seine Fehler schon mit Absicht. Ich habe meinen Beitrag gar nicht als Beschwerde gesehen, sondern nur als Beschreibung, aber selbst dann.
Jetzt nach reiflichem Nachdenken sehe ich es so: Ich bin immer sehr freimütig und schreibe alles Mögliche über mich hier in meinen Blog. Aber andere Menschen möchten viel mehr Privatsphäre und es beunruhigt sie, öffentlich so etwas über sich zu lesen. Das habe ich nicht bedacht, überhaupt nicht. Ich war hier nicht achtsam genug.

Wenn man sich öffentlich äußert, dann liegt darin auch eine gewisse Verantwortung. Teilweise war ich mir dieser Verantwortung auch bewusst, aber dies Beispiel hat mir gezeigt, dass ich hier mehr Achtsamkeit entwickeln muss. Ich gelobe Besserung und entschuldige mich hier an dieser Stelle aus aufrichtigem Herzen für diesen Ausrutscher. Ich habe hier sehr ruhige, friedliche und auch sehr ordentliche Nachbarn. Es liegt mir ganz fern, etwas Schlechtes über sie zu verbreiten und es tut mir sehr Leid, dass ich diesen Eindruck vermittelt habe. Ich hoffe, meine Nachbarn lesen das hier auch und verzeihen mir diesen Ausrutscher.


 Vor kurzem sah ich einen sehr interessanten TED Talk auf YouTube. Ein junger Mann aus China sprach über seine Erfahrungen mit Ablehnung. Er hatte im Alter von 30 Jahren erkannt, dass die Furcht vor Ablehnung ihn in seinem Leben blockierte und das Erreichen oder auch nur das Anstreben seiner Lebensziele verhinderte. Tapferer junger Mann, der er war, beschloss er, sich dem zu stellen und entwickelte für sich selbst ein Programm, das er 100 Tage Ablehnung nannte. Er wollte sich einhundert Tage lang Ablehnungen stellen, um das Problem zu überwinden.

Dabei waren einige Dinge, die er berichtete ganz besonders interessant und spannend. So zum Beispiel die speziellen Herausforderungen, die er für sich erfand, um sich ihnen zu stellen. Viele Menschen würden so Dinge vorschlagen wie etwa: "Geh auf die Straße und sag jemandem, dass du ihn hässlich oder dumm findest. Dann wirst du schon Ablehnung erleben." Oder auch "Sag doch mal deiner Schwiegermutter die Meinung, dann wird die Ablehnung auf dem Fuße folgen".  Nicht so Jia Jiang. Alle seine Ideen waren von einer Art, die keinen Menschen verletzt, erniedrigt oder demütigt.

Um Ablehnung zu erfahren, brauchte er niemanden zu beschimpfen, zu kränken oder zu verletzen. Er wählte seine Aufgaben ganz anders. So fragte er zum Beispiel einen Fremden, ob der ihm 100 Dollar leihen würde, oder er klingelte an der Haustür einer Fremden mit einer Blume in der Hand und fragte, ob er diese Blume in ihren Garten pflanzen dürfe. In einem Donut Laden fragte er, ob sie ihm Donuts in Form der olympischen Ringe machen würden. Das fand ich bezaubernd. Was für eine schöne Seele sich dieser Mann bewahrt hatte.

Das zweite, was mir besonders auffiel war, wie er aus seinen Erfahrungen gelernt hat. Zu mir sind schon viele Menschen in die Praxis gekommen, die von ihren Therapeuten den Auftrag bekommen hatten, sich jeden Tag dem zu stellen, was ihnen Probleme bereitete. Aber ganz häufig hatte ihnen das überhaupt nichts gebracht. Eine Klientin zum Beispiel konnte nichts in der Öffentlichkeit trinken ohne Panik Attacken zu bekommen. Auf Anraten ihres Therapeuten hatte sie ein ganzes Jahr lang täglich irgendeine Kleinigkeit in der Öffentlichkeit zu sich genommen ohne den geringsten therapeutischen Erfolg zu erleben.
Was hatte Jia Jang anders gemacht?

Mir war dies vor allem aus deshalb aufgefallen, weil ich gerade dabei war, in dieselbe Falle zu tappen. Auch ich habe mir ja kürzlich vorgenommen, mich bestimmten Situationen zu stellen. In früheren Blogtexten habe ich das schon beschrieben. Hier nur noch einmal in Kürze.
Immer wenn Menschen sich mir gegenüber besonders schlecht oder übel benommen haben, habe ich nichts gesagt, sondern mich einfach nur von ihnen abgewendet. Damit wir uns hier richtig verstehen, ich spreche von echten Übeltaten und nicht kleinen Streitereien. Ich habe eine liebevolle und sehr großzügige Seele, die so schnell nichts übel nimmt. Aber manche Menschen scheuen sich nicht, sich wirklich extrem übel zu verhalten.

In solchen Fällen ich habe mich vollständig abgewandt, aber ich habe nichts gesagt. Ich  schwieg mich wie üblich aus. Dabei bin ich ja nun wirklich nicht auf den Mund gefallen. Ich bin weder schüchtern noch leide ich unter einem Mangel an Schlagfertigkeit. Im Gegenteil sogar, was mein Verhalten umso seltsamer erscheinen ließ. Immer wieder sagten Freunde zu mir: "Und da hast du gar nichts gesagt? Na dem würde ich aber die Meinung geigen". Mein Problem war nicht so sehr, dass ich in solchen Momenten nichts sagen KONNTE, sondern dass ich nichts sagen WOLLTE.

Irgendwie war der Bereich, in dem ich meine rednerischen Absichten in meinem Hirn aufbewahre dann immer ganz leer. Ich hatte immer das Gefühl, da gibt es doch nichts mehr zu sagen, da ist doch schon alles klar. Der jeweilige Mensch ist ein Arsch und fertig. Was gibt's da noch zu diskutieren?
Trotzdem kam ich immer mal wieder in solche Situationen und immer sangen mir die anderen in den Ohren, ich müsse mich doch wehren, ich müsse da doch mal etwas sagen. Schließlich gelangte ich selbst zu der Ansicht, dies Verhalten ist beobachtenswert. Irgendwas stimmt hier doch nicht.

Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass ich mir tatsächlich auf lange Sicht damit schade. Die Menschen schätzen mich falsch ein. Schlechter hauptsächlich. Viele scheinen mich für dumm zu halten, andere stellen sich über mich. Ich werde nicht so ernst genommen, wie ich es sollte und das kommt eben davon, wenn ich in solchen Situationen schweige. Nun bin ich ja schon längst kein Opfermensch (mehr). Ich stelle mich nicht hin und jammere, dass die anderen mich nicht ernst nehmen. Wenn ich wahrgenommen werden will, muss ich mich sichtbar machen. Das ist mein Job.
Wenn ich respektiert werden will, muss ich mich respektwürdig verhalten.

Nachdem ich das kapiert hatte, traf ich den Entschluss, mich nicht mehr immer an der falschen Stelle zurückzunehmen. Allerdings ist das ja nicht so einfach. Ich mache das schon fast mein ganzes Leben lang. Dieses Verhaltensmuster ist tief in meiner Seele, so tief, dass ich oft gar nicht bemerke, wie ich mich zurücknehme und anderen den Vortritt lasse. So etwas gilt ja auch als Tugend. In dem Film Dinotopia galt der Lehrsatz: Die anderen zuerst, du selbst zuletzt.
Nicht nur im Film gibt es Menschen, die es als eine Tugend ansehen, sich zurückzunehmen und unsere Sprichwörter künden davon: "Der Esel nennt sich selbst zuerst" oder "Der Klügere gibt nach."

Ich beschloss, mich erst einmal eine Weile selbst zu beobachten, um zu erkennen, wie und wann und vielleicht auch warum ich mich zurücknehme. Schließlich will ich das richtig machen. Ich habe mindestens zwei Jahrzehnte daran gearbeitet, so ein freundlicher und rücksichtsvoller Mensch zu werden, wie ich es jetzt bin, das will ich ja nicht aufgeben. Ich will mich nur da nicht mehr zurücknehmen, wo es zu meinem eigenen Schaden wird. Um da keine Fehler zu machen, hielt ich eine Beobachtungsphase für angemessen - das Schicksal aber wohl nicht.

Sobald ich diese Thematik ins Auge gefasst hatte, schob mir das Schicksal freundlich Gelegenheiten vor die Nase, mich zu streiten. Die erste Gelegenheit entstand durch einen Mann, der eines Tages plötzlich wütend und schimpfend den Fahrradweg blockierte und behauptete, ich hätte die Absicht gehabt, ihn zu überfahren (?!) Ich ging davon aus, dass er irgendetwas falsch mitbekommen hatte und sagte ihm ganz freundlich, dass ich doch noch ganz viel Platz zwischen uns gelassen hätte. Aber der Mann ignorierte das und pöbelte heftig weiter. Die Situation war irgendwie irrwitzig. Der Weg und der Fahrradweg sind an der Stelle so breit, dass ich locker zwei Meter zusätzlichen Platz zwischen uns beiden freigeben konnte. Es war doch unmöglich, dass der Mann seine Anschuldigungen selber glaubte, oder?

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wollte (?), aber es schoss mir durch den Sinn: "Hei, Kim, dies ist so eine Situation. Jetzt solltest du mal nicht schweigen, sondern etwas sagen." Aber was? Was sollte ich sagen? Ich hatte so was von keine Ahnung, was ich dazu sagen wollte.
Aber etwas musste ich jetzt sagen, was nur? Das einzige, was mir dann einfiel war der Beitrag: "Aber Sie sind jetzt so aufgebracht." In dem Moment kam mir selbst das völlig schwachsinnig vor. Und ich brachte es auch schwach heraus, schwach, verwirrt, ratlos, so kam ich vermutlich rüber. Na immerhin, ich hatte überhaupt etwas gesagt. Der Mann brüllte: "Ich bin nicht aufgebracht!" (Hi hi) Aber dann fiel es ihm wohl doch selber auf, wie das klang. Jedenfalls beruhigte er sich sofort und ging dann einfach ohne ein weiteres Wort weiter..
Ich kam mir vor wie eine Idiotin und hatte das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben.
Dieser Satz ist so wichtig, dass ich ihn wiederholen möchte:

Ich kam mir vor wie eine Idiotin und hatte das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben.

Darin liegt nämlich der Schlüssel. Ich erkläre das gleich noch, aber hier sehen wir den Grund, warum so viele Menschen aus ihrer Konfrontationstherapie nichts lernen.
Jia Jiang ist da nämlich völlig anders mit sich selbst umgegangen. Er hat sich bei seinen Ablehnungsübungen gefilmt oder filmen lassen. Dann hat er sich später das Material angeschaut und dabei eben NICHT die eigenen Selbstverurteilungen wiederholt. Vielleicht hatte er ja auch gar keine Selbstverurteilungen. Immerhin kommt er aus einem ganz anderen Kulturkreis und die ewige Selbstverurteilung ist sehr deutsch. Vor allem unter Frauen sehr verbreitet.

Jia Jiang betrachtete sein Material eher neutral, wie ein Forscher, der sein Forschungsobjekt anschaut und sich nicht darin verwickelt. Und so konnte er Dinge bemerken, die bei mir unter der Selbstverurteilung verborgen blieben. In einer seiner Übungen machte er etwas ganz ähnliches wie ich. Er hatte sich an einen Starbucks Manager gewendet und gefragt, ob er sich vor den Laden stellen und alle Besucher begrüßen dürfe. Zuerst wollte der Manager das nicht zulassen, aber dann fragte Jia Jiang ihn: "Ist das sehr verrückt?" Der Manager sagte: "Ja, das ist verrückt." Aber nachdem dies offen ausgesprochen war, änderte sich seine Reaktion und er erlaubte dem Fremden, sich vor den Laden zu stellen und alle Besucher freundlich zu begrüßen.

Als ich zu jenem verärgerten Passanten sagte: "Sie sind jetzt so aufgebracht", da habe ich etwas ganz Ähnliches getan. Dafür gibt es in der Prozesstheorie sogar eine Fachausdruck: Ich habe die Geisterrolle ausgesprochen. Soll heißen, ich habe etwas ausgesprochen, was deutlich vorhanden war, ohne dem Mann bewusst zu sein. Er war extrem wütend, aber das war ihm nicht bewusst gewesen. Sobald es durch meinen scheuen Einwand ausgesprochen worden war, änderte sich sein Verhalten sofort. Das hat Jia Jiang auch getan, als er die inneren Vorbehalte offen aussprach, die in dem Manager vorgingen. Jia Jiang erkannte dies als Fortschritt, ja sogar als großartige Möglichkeit, wie er in Zukunft in solchen Situationen agieren konnte.

Das ist ganz toll! Ich habe dies überhaupt nicht erkannt und mich nur als Idiotin selbst verurteilt.
In meiner nächsten schicksalhaft verordneten Konfrontation war es dasselbe. Diesmal war ich schon viel besser, aber das erkannte ich nicht. Die Frau, die sich mit mir stritt, zeigte sich extrem borniert und abgeschottet. Sie war so der Typ "Meine Meinung ist fertig, bitte irritieren sie mich nicht mit Fakten". Was ich auch sagte, sie ballerte dogmatisch dagegen und ich wurde immer ratloser, mundtoter und verwirrter. Und dafür verurteilte ich mich. Ich nahm es mir übel, mich überhaupt auf diese Diskussion eingelassen zu haben. Warum war ich so dumm, das zu tun? Das hätte ich doch vorhersagen können, wie schief das gehen würde.

Im Nachhinein und vor allem, nachdem ich diesen wunderbaren TED Talk gesehen hatte, habe ich die Situation noch einmal ausgewertet und erkannt, dass ich einige wunderbare Dinge gesagt hatte. Ganz lieb, voller Wertschätzung und ohne jede Verurteilung IHRER Person hatte ich ihr gesagt, dass sie sich in ihre Meinungen eingemauert hatte und dass nun nichts mehr zu ihr durchdringen könne. Auf alles habe sie eine bereits vorgefertigte Antwort und es sei keine Bewegung mehr möglich. Das hatte ich tatsächlich gesagt, während ich mich gleichzeitig für mundtot hielt. So mundtot ist das doch gar nicht. Das sind Wahrheiten, die einem Menschen, der nicht erstarrt und tot sein will, geholfen hätten, etwas über sich selbst zu erkennen.

Jetzt habe ich etwas daraus gelernt, weil ich mir diese Fähigkeit von dem großartigen Jia Jiang dankbar abgeguckt habe. Wenn man aufhört, sich oder andere zu verurteilen, dann kann man aus solchen Erfahrungen sogar sehr viel lernen und zwar Dinge die uns auch weiterbringen.
Jetzt weiß ich schon zwei Dinge, die ich sagen kann und auch sagen WILL, wenn ich wieder in so eine Situation komme. Wie ich vorhin ja schon beschrieben hatte, lag mein Problem vor allem darin, dass ich keinen Willen in mir vorfand, etwas zu sagen. Aber ich bin bereit zu sagen, welche Geisterrolle sich im Raum befindet, sofern ich eine bemerke. Anders ausgedrückt: Ich kann sagen, wie ich mich fühle, oder wie der andere auf mich wirkt.

Wenn er sich einschüchternd verhält, kann ich das aussprechen. Mit Betonung auf KANN. Es bringt mir ja nichts, mir so was vorzunehmen, wenn es ich es dann im Ernstfall gar nicht wirklich hinkriege, Aber das traue ich mir zu, schließlich fällt das direkt in meine Kernkompetenz als Coach. Und das zweite, was ich sagen kann und wozu ich auch bereit bin, ist das, was ich von der Metaebene aus beobachte. Metaebene bedeutet, dass ich in dem Streit nicht nur mich sehe, sondern auch den anderen, so wie der Schiedsrichter beim Tennis von seinem Türmchen in beide Spielfelder hinein blicken kann. Das kann ich sogar super gut. Ich lebe quasi auf der Metaebene. Mir war einfach nur nie klar, wie heilsam es sein kann, so etwas in einem Streit auszusprechen.

Wen ich mich selber für eine Idiotin halte, so ist das eine Selbstverurteilung. Wenn ich es mir übel nehme, dass ich in so einer Situation mundtot bin, dann ist das auch eine Selbstverurteilung. Das ist überhaupt nicht hilfreich und ich gedenke sehr ernsthaft, damit aufzuhören. Jia Jiang hat sich das einfach gespart und statt dessen die Situationen klar betrachtet. Was für üble Ansprüche ich da an mich selber hege!

"Kim, du musst immer das Richtige sagen, du darfst keine Fehler machen, nicht ratlos sein, nicht verwirrt sein, nichts Falsches sagen, du musst immer gewinnen und als Sieger aus einem Streit hervorgehen. Und wenn du das schaffst, dann ist das auch verkehrt, denn dann warst du lieblos dem anderen gegenüber".
Also echt!
Was für ein mieser Umgang mit mir selbst. Natürlich darf und muss ich Fehler machen und da ich nur ein Mensch bin, darf ich auch mal verwirrt sein und ratlos. Statt auf mir selbst herumzuhacken, weil ich nicht perfekt war, sollte ich lieber meine Tapferkeit anerkennen, mit der ich mich gestellt habe.

Übrigens habe ich ein Buch geschrieben, das diese Thematik bereits aufgreift. Es heißt "Der innere Moralapostel". Ich beschreibe darin den moralischen Anspruch, den wir an uns selbst stellen, der aber nicht wirklich ein eil unserer Seele ist, sondern ein Konglomerat aus unseren Erfahrungen, unserer Erziehung und unseren Glaubenssätzen. Das Buch ist sehr lesenswert.
Die Erfahrungen, die ich hier oben beschrieben habe, gehen noch einen Schritt weiter. Hier geht es nicht nur um die mitunter überzogene und irrationale innere Moral, sondern da ist schon eine gehörige Portion innerer Inquisitor mit dabei.



Über den inneren Inquisitor habe ich noch kein Buch geschrieben, aber schon einmal ein Webinar gegeben bei Sofengo und auch ein Seminar darüber abgehalten. Die Inquisitoren waren jene Männer der Kirche, in im späten Mittelalter die Hexen angeklagt und verurteilt haben. Es gibt viele Protokolle jener Befragungen, denn für gewöhnlich wurde alles, was bei so einer Befragung geschah schriftlich festgehalten. Aus jenen Protokollen erkennen wir die spezielle Form der Inquisitor Logik. Und die geht so:

Wir werden dich zehn Minuten lang unter Wasser halten. Bist du dann ertrunken, dann warst du keine Hexe. Bist du dann noch am Leben, dann bist du eine Hexe und wir werden dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen.

oder so:

Angeklagte: Ich war es nicht, ich habe nichts Unrechtes getan!
Inquisitor: Seht nur, wie frech sie ihre Taten leugnet.
Angeklagte: ich gestehe, ich habe es getan.
Inquisitor: Hört euch das an, mit welcher Frechheit sie mit ihren Taten prahlt.

Erkennst du das Muster? Bei dieser Logik konnte die angeklagte Person nicht gewinnen. Da habe es keine Chance, die Angeklagten verloren immer.
Irgendwie ist es passiert, dass viele von uns, sich diese Inquisitor Logik zu eigen gemacht haben und sie innerlich gegen sich selbst richten. So wie ich es oben beschrieben habe:
"Kim, du musst immer das Richtige sagen, du darfst keine Fehler machen, nicht ratlos sein, nicht verwirrt sein, nichts Falsches sagen, du musst immer gewinnen und als Sieger aus einem Streit hervorgehen. Und wenn du das schaffst, dann ist das auch verkehrt, denn dann warst du lieblos dem anderen gegenüber".

Ausgestattet mit dieser Logik plus Selbstverurteilung ist es ganz schön schwer, sich zu entwickeln und voran zu kommen. Deshalb habe ich Jia Jiang so bewundert für seine verurteilungsfreie Art und Weise mit seinem eigenen Problem umzugehen. Davon werde ich mir einige Scheiben abschneiden.

Für alle, die jetzt wirklich Lust bekommen haben, den TED Talk mit Jia Jiang zu sehen, habe ich jetzt hier den Link eingebaut.  Damit müsste es klappen. Es ist auf Englisch aber mit deutschen Untertiteln.

https://www.youtube.com/watch?v=-vZXgApsPCQ


















Montag, 22. Oktober 2018

Vier am selben Tisch

22.10.2018
Heute hab ich etwas sehr Spannendes zu berichten, ich war nämlich in Hamburg zu einer Spieleveranstaltung. Wir haben das Spiel Cash Flow gespielt. Das Spiel gehört zu einem Buch, in dem es darum geht, wie arme Menschen und wie reiche Menschen über Geld denken. Man kann über Geld auf eine Weise denken, die Wohlstand verunmöglicht und man kann so darüber denken, dass sich Türen öffnen. Jana und ich, wir lesen das Buch beide gerade und sie ist auf die Veranstaltung in Hamburg aufmerksam geworden. Ich hab mir kurzerhand bei Gottfried in der Breiten Straße ein Zugticket nach Hamburg gekauft und bin gestern dort hingefahren, gleich nach dem Frühstücksbuffet im Café Frida, das übrigens rappelvoll und sensationell war. Also wirklich super. Hier mal einige Bilder davon zum Appetit Anregen.





 
Bei diesem Spiel geht es nicht darum zu gewinnen und schon gar nicht, sich gegen andere durchzusetzen. So ist das Spiel gar nicht aufgebaut. Es geht überhaupt nichts ums Gewinnen, sondern darum, etwas über sich selber zu lernen. Als Lehrerin wusste ich natürlich Bescheid über den Wert guter Lernspiele, aber ich war doch schwer beeindruckt, wie umfassend die Einsichten und Erkenntnisse sind, die mir das Spiel über mich selbst, mein Verhalten in der Welt im Allgemeinen und im Umgang mit Geld im besonderen vermittelt hat. Es ist nachgerade faszinierend.
Da sitzen wie in unserem Fall vier Personen um einen Tisch herum und spielen. Wir sitzen im selben Raum, zur selben Zeit, an demselben Tisch und spielen dasselbe Spiel. Und trotzdem machen wir alle völlig unterschiedliche Erfahrungen.

Das Spiel ist ein wenig wie Monopoly nur viel raffinierter und auch anspruchsvoller. Man muss die ganze Zeit über seine Buchhaltung machen. Das war schon mal ein Riesenproblem für mich. Weißt du, ich bin in manchen Dingen sehr schnell, eine Schnellschreiberin, Schnelldenkerin, Schnelllernerin, wohl auch eine Schnellsprecherin. Auf meinen eigenen Gebieten bin ich so schnell, dass andere sich das mitunter gar nicht erklären können. Wie hast du es denn geschafft, diesen 16 Seiten langen Essay in zwei Stunden zu schreiben? Aber wie alles, so hat auch das seine Kehrseite. Dafür gibt es nämlich Gebiete, auf denen ich viel, viel langsamer bin als der Durchschnitt. Du müsstest mich mal erleben, wenn ich meine Buchhaltung mache. Das fällt mir so was von schwer. Da bin ich wie ein Zombie und ich muss mir alles laut vorsagen - gaaanz langsam.

Was muss ich jetzt machen? Minutenlanges Nachdenken -  ACH..............JA...............JETZT................MUSS......................ICH.......................MEINE
......................BELEGE.......................AUFKLEBEN
Ich bewege mich in Zeitlupe hin und her, hole alle Belege ins das hellere Zimmer und verbringe eine Stunde damit, die wenigen Belege, die ich habe, aufzukleben, das Datum anzumarkern und sie nach Datum zu sortieren. Ein normaler Menschen könne meine gesamte Buchhaltung locker in 45 Minuten erledigen, da es ja eigentlich nur ganz wenig ist und ein Buchhalter würde das in Zehn Minuten schaffen. Ich brauche fünf Stunden. Zwischendrin verliere ich immer wieder die Orientierung und muss lange nachdenken, um mich wieder zurecht zu finden.

Wenn mich jemand, der mich nicht kennt, dabei beobachten würde, käme er zu dem Schluss, dass ich behindert sein müsse. Wahrscheinlich bin ich das auch, ich bin Buchhaltungsbehindert. Ob man da Prozente auf den Schwerbehindertenausweis bekommt? Na ja, für mich ist das nicht schlimm, da ich ja andere Gebiete habe, auf denen ich glänzen und auf die ich mein Selbstbewusstsein aufbauen kann. Ich fühle mich wirklich sehr mit Gaben gesegnet und kann völlig akzeptieren, dass ja wohl keiner erwarten kann, von Gott mit allen Qualitäten und Fähigkeiten gesegnet worden zu sein. Aber in dem Spiel, da mussten wir die ganze Zeit unsere Buchhaltung machen und alle unsere Spielschritte darin darlegen. Ächtz.

Deswegen habe ich schon gleich zu Beginn vieles nicht verstanden und konnte nicht folgen. Es gab auch noch andere Dinge, die ich nicht verstanden habe. Das führte dazu, dass ich das Spiel gar nicht so richtig spielen konnte. Es sammelte sich bei mir so einiges an Spielgeld an, aber ich konnte es nicht ins Spiel hinein bringen, obwohl ich wusste und verstanden hatte, dass es darauf ankam. Das Geld sollte für mich arbeiten, aber mein Geld lag reglos auf dem Tisch. Dann hatte ich auch noch echt schlechte Karten. Dreimal war ich arbeitslos und musste jeweils zwei Runden aussetzen und etwas von meinem Geld an die Kasse zahlen. Die Spielleiterin unterstützte mich gar nicht, dafür unterstützte sie aber die Frau neben mir. Sie war auch zum ersten Mal dabei und machte sich einfach großartig. Sie ist auch aus dem im Spiel so genannten Hamsterrad ausgestiegen. Toll!

Ich wartete auf eine Chance für einen Deal, um mein Geld ins Spiel zu bringen. Dabei verpasste ich eine richtig gute Chance, die ich hätte ergreifen können, aber das hatte ich nicht verstanden. Während der Spielleiter an Janas Tisch den Leuten so etwas erklärte, bevor sie den Deal abgelehnt hatten, wartete unsere Spielleiterin, bis es zu spät war, um uns hinterher zu belehren, was wir gerade versiebt hatten. Sie sprach auch von Möglichkeiten, die wir hätten, ohne uns zu erklären, welche das waren und forderte uns auf, einander zu unterstützen, ohne dass ich begriff, wie denn. Ich bin eine tollte Unterstützerin, aber mir war nicht klar, was ich da hätte tun können. Das alles war echt hart für mich. Nach einer halben Stunde fragte ich mich, wie ich die restlichen Stunden überstehen sollte.

Aber ich bin Kim und Kim ist keine Lusche. Kim gibt nicht auf und rennt nicht weg, sie beklagt sich nicht und geht in keine Opferrolle (mehr). Kim stellt sich und gibt ihr bestes. Ha!
Wenn es einen Verlierer bei dem Spiel geben würde, wäre ich das wohl gewesen. Aber - ich darf an meine Worte von oben erinnern: Es geht ja gar nicht darum, bei dem Spiel zu gewinnen. Es geht darum, etwas über sich selbst zu begreifen und wow! Da sehe ich mich als große Siegerin.
Es konnte meiner Aufmerksamkeit ja gar nicht entgehen, dass ich mich im Leben auch immer genau so fühle. Ich warte auf eine Chance, werde von so gut wie niemandem unterstützt und habe sehr oft schlechte Karten.

Jana wird immer von allen Seiten unterstützt und so war es für sie dann auch in dem Spiel. Jetzt geht es hier aber nicht darum zu meckern, sich zu beklagen und zu jammern, das wäre nämlich eine Opferrolle und die wiederum ist eine Falle. Nein, die Frage lautet doch:
Okay, Kim, dann sag mir doch mal, WIE machst du es, dass du schlechte Karten bekommst, nicht unterstützt wirst und keine Chancen bekommst?
Und das Spiel hat mir darauf einige tolle Antworten geliefert, die ich zuvor nicht hatte. Zum Beispiel.

Warum hab ich so viel gewartet und so wenig gehandelt, obwohl ich doch ein Tatmensch bin? Weil ich nicht verstanden hatte und meinte, ich muss erst verstehen, um zu handeln. Ich habe aber gar nichts unternommen, um schneller oder mehr zu verstehen. Warum nicht? Weil ich gemerkt hatte, dass alle anderen es bereits voll kapiert hatten und ich wollte sie nicht mit meinen dummen Fragen (Was ist eigentlich eine Hypothek genau?) aufhalten. Ich habe mich zurück genommen und zwar zu sehr, viel zu sehr. Das mache ich im Leben auch, immer, immer, immer.
Nicht, dass Rücksicht auf andere etwas Falsches wäre, gewiss nicht und ich will auch ganz sicher kein rücksichtsloser Mensch werden. Ich habe so lange daran gearbeitet, die liebenswerte, rücksichtsvolle, freundliche Kim zu werden. Das soll schon so bleiben.

Aber die Rücksicht muss ihre Grenze haben und zwar genau da, wo ich anfange, mir selbst mit meiner Rücksicht auf andere zu schaden. Die Leute an unserem Spieltisch waren alle total nett. Ich glaube nicht, dass sie es mir verübelt hätten, wenn ich sie ein wenig aufgehalten hätte. Sie hätten mir das nachgesehen. Warum mache ich das nur immer? Ich hatte das Gefühl, meine Mankos sind zu schlimm, das kann ich den anderen nicht zumuten. Auch ein altes Muster bei mir. Ich habe also nicht gefragt, ich habe nichts erbeten oder eingefordert, obwohl ich sehr deutlich bemerkte, dass ich hier mit reiner Beobachtung nicht weiterkam.

Da habe ich nicht gehandelt. Tatmensch hin oder hier, hier fehlte die Tat. Ich glaube, da bin ich etwas zu fatalistisch, nehme Situationen als gegeben hin, die sich in Wirklichkeit verändern lassen. Ich habe nicht einmal versucht, mir etwas auszudenken, eine Lösung. Dabei ist Problemlösungskreativität eine meiner größten Fähigkeiten. Ich konnte sie nicht einsetzen, weil mein Denken von dem Urteil - Das kann ich nicht - blockiert war. Interessant, nicht wahr? Und wie kam es, dass die Frau neben mir wertvolle Unterstützung bekam und ich nicht? Das kam auch durch meine Passivität. Die andere Frau hat laufend gehandelt, hat einfach was ausprobiert, also gab es auch etwas, wobei man sie unterstützen konnte. Bei was soll man jemanden unterstützen, der schweigend und still dasitzt?

Es sind die Mutigen, die Aktiven, die Unterstützungsbereitschaft in anderen auslösen. Wenn jemand von sich aus gar nichts tut, dann denken die anderen, ach, die will ja gar nicht.
Im Leben habe ich auch oft das Gefühl, nicht zum Zuge zu kommen. Ich glaube, ich nehme auch hier zu viele Dinge als gegeben hin, die veränderbar sind. Zum Beispiel habe ich nie gehandelt, wenn ich irgendwo etwas kaufte. Der mir genannte Preis war der Preis. Dass man ihn verändern könnte, oft sogar in richtig guten Läden, war mir nie in den Sinn gekommen. Vorhin habe ich das gleich mal anders gemacht. Als ich aus Hamburg zurückkam, bin ich ins Café Frida gefahren, das am Montag ja geschlossen hat. Aber Nadine wollte für das Personal und die Helfer ein Resteessen veranstalten. Es war ja noch ganz viel von dem gestrigen Buffet übrig, das nicht mehr verkauft werden kann.

Da ich zwei Stunden zu früh war, schlug Nadine vor, dass wir nach Lüchow ins soziale Kaufhaus fahren. Sie wollte gern noch mehr von den schönen, altmodischen Frühstückstellern finden. So etwas gibt es dort fast immer. Als ich so durch den Laden schnerkte, entdeckte ich eine echte Arzt Personenwaage. So ein Teil wollte ich schon lange gern haben. Ich bin ja gerade dabei zu erblinden, hab den grauen Star auf beiden Augen. Im kommenden Jahr wird das operiert, aber bis dahin habe ich ziemliche Probleme. Ich kann auf meiner Personenwaage die Skala nicht mehr ablesen. Ich bin immer mit meinem kleinen Opernglas auf die Waage gestiegen. Und die war dann auch noch so ungenau, dass sie das Opernglas, das vermutlich etwa ein Pfund wiegt, überhaupt nicht angezeigt hat.

Diese altmodischen Arztwaagen sind viel genauer und außerdem ist die Skala nicht am Boden, sondern bei mir fast auf Brusthöhe. Das kann ich gut lesen. Da stand da so ein Teil herum, wie ich mir schon lange gewünscht hatte und sollte immerhin 40 Euro kosten. Das ist im sozialen Kaufhaus schon ein hochpreisiger Artikel. Da habe ich mit der Verkäuferin gehandelt und die Waage immerhin für fünf Euro weniger bekommen. Ich hab versucht, meine Behinderung in die Waagschale zu werden, aber das hat nicht funktioniert. Mein erster Versuch, meine Welt zu verändern, statt sie als gegeben hinzunehmen.

 
Das Spiel war wirklich ein Spiegel meines Lebens, so wie ich es erlebe. Und die erste große Einsicht bekam ich schon gleich zu Anfang. Jeder hat im Spiel einen Auditor, also eine Person, die den Buchhaltungszettel des anderen überprüft und wohl auch so helfen und unterstützen soll. Eigentlich müsste es doch echt Pech sein, wenn nun jemand ausgerechnet mich als Auditor bekommt. Aber nein, ich war die Auditorin jener Frau, die sich so großartig gemacht hat. Sie beweist mir, dass schlechte Startchancen nicht bedeuten müssen, dass wir nirgendwohin kommen.
Ich bemerkte auf ihrem Zettel, dass sie meinen Namen als ihre Auditorin nicht angegeben hatte und fragte die Spielleiterin, ob ich das für die Frau eintragen sollte.

 
Daraufhin sagte sie: "Tu nichts für einen anderen, das derjenige auch selber tun könnte."
Wow! Was für ein Satz. Das hab ich mein ganzes Leben lang falsch gemacht. Natürlich war mir der Grundgedanke bereits bekannt und eine Freundin hatte es einst so formuliert: Kim, die anderen müssen sich für ihre Entwicklung selbst abstrampeln, so wie du dich für deine.
Ich hatte das zwar grundsätzlich kapiert, aber diese Formulierung wirft ja so viele unbeantwortete Fragen auf: Kann der andere sich hier selbst abstrampeln, fehlt ihm noch etwas dazu? Sollte ich hier unterstützen oder die Finger davon lassen? Ist das überhaupt sein Thema?

Bis du das alles beantwortet hast und zu einer inneren Entscheidung gelangt bist, ob oder wie du unterstützen willst und kannst, ist die Situation schon längst vorbei. Die Art hingegen, wie meine Auditorin es formuliert hat, wirft grundsätzlich immer nur eine Frage auf: Kann der andere das selbst tun oder nicht? Wann immer ich diese Frage mit Ja beantworte, Finger weg.
Kann Person x sich zu dem Seminar selbst anmelden? Ja klar. Dann sollte sie das auch selbst tun. Kann das Kind y schon selbst sein Taschengeld verwalten? Ja? Dann lass es auch machen. Kann Person x es zeitlich hinkriegen, den Einkauf nach der Arbeit zu erledigen? Nein? Dann finde eine Lösung.  Oder wie wäre es mit dem hier:

Kann der kranke Mann es bewältigen, mit seinem Kind die Hausaufgaben zu machen? Er sagt nein, dann sollte es ihm auch nicht aufgebürdet werden.
Oder der hier: Kann der junge Mann es schaffen, sein Zimmer selbst zu streichen, obwohl er behauptet, es nicht zu können? Ja, das kann er, denn es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum er das nicht können sollte. Dann sollte man es auch nicht für ihn tun.
Wir müssen nur fair bleiben. Das ist wichtig. Wenn jemand zum Beispiel eine Phobie hat und deswegen sagt, er kann nicht alleine mit dem Bus fahren, dass muss das auch gelten. Eine Phobie ist eine Krankheit, die sich nicht dadurch heilen lässt, dass man die Menschen einfach zu dem zwingt, was sie fürchten. Viele meiner Klienten, die sich das aufgrund der Weisung ihrer Ärzte und Psychologen angetan haben, berichten, dass sie ihre Phobie auch nach Jahren immer noch nicht los sind, obwohl sie sich immer gezwungen haben, das Gefürchtete trotzdem zu tun. Grausamkeit sich selbst oder anderen gegenüber ist KEIN Weg.

Vorhin beim Resteessen, erzählte ich das Uri, unserem Bandleader bei den Takadimis. Er war auch eingeladen, weil er und sein Kumpel ja die Musik bei dem Frühstück gemacht haben. Ich berichtete den beiden Männern, dass ich fürchterlich dazu neige, Dinge für andere zu erledigen, die sie auch selbst tun könnten. Im nächsten Augenblick erhob ich mich, trat an die Kaffeekanne und fragte: Soll ich dir einen Kaffee einschenken? Die Männer mokierten sich und sagten, das könne Uri doch selbst. Zuerst habe ich mich fast erschrocken, weil es ja stimmt. Schon wieder wollte ich gewohnheitsmäßig etwas für einen anderen tun, was der ja auch selbst tun kann. Aber dann musste ich doch auch selbst sehr darüber lachen. Es ist nicht so leicht, Gewohnheiten abzulegen.

Außerdem gebe ich Uri Recht, der sagte, es sei ja schließlich auch eine schöne, freundliche Geste. Die müsse man ja nun auch nicht gleich abschaffen. Ja, das stimmt. Wir wollen es nicht übertreiben.
Ich glaube, ich werde noch ein paar Mal nach Hamburg fahren und an dem Spiel teilnehmen. Ich habe noch längst nicht alles verstanden. Außerdem lernt man dort nette und interessante Menschen kennen. Das ist auch toll. Es war auch schön, mal wieder Jana zu besuchen. An diesem Wochenende waren die Kinder bei ihrem Vater und wir hatten Zeit. Nach dem Spiel haben wir noch so lange geklönt, wie es ging und morgens bin ich mit ihr zusammen vor sechs Uhr aufgestanden. So konnten wir im Bus noch eine halbe Stunde weiter klönen.


Wir wollten doch alles besprechen, was wir bei dem Spiel erlebt und begriffen hatten. Ich will wirklich gern aus der Falle herauskommen und mir mehr finanzielle Freiheit erarbeiten. Dazu muss man aber kein skrupelloser Ellbogenmensch werden. So funktioniert das nämlich gar nicht. Kluge Leute unterstützen sich gegenseitig, statt sich wegzuschubsen. Das kann ich schon mal. Jetzt muss ich noch die anderen Sachen lernen. Ob mein Traum, von dem ich im vorgestrigen Post berichtet habe, diese Spielergebnisse gemeint hat? Ich bekam doch das große Geschenk des Sehens im Traum. Ob gemeint war, dass ich mich selbst "sehen" werde? Könnte so stimmen. Aber in aller Unbescheidenheit: Ich will noch viel mehr sehen.
Ich werde dann weiter berichten, was sich so entwickelt.










Samstag, 20. Oktober 2018

Zeit der Ahnen

 
20.10.2018
Heute Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen. Mitten in der Nacht wachte ich davon auf, dass der Mieter oder die Mieterin über mir die ganze Zeit in dem Zimmer über mir herumging. Es war mindestens schon 3 Uhr nachts. Ich fragte mich, was er oder sie, meinem Gefühl nach er, da oben wohl machte. Was für eine Tätigkeit bringt es mit sich, die ganze Zeit immer hin und her zu gehen? Konnte da oben jemand nicht schlafen? Hatte da oben jemand vielleicht eine Panik Attacke? Zwischendrin schlief ich immer mal wieder ein, wurde aber sogleich wieder von den Schritten geweckt. Später dann wachte ich wieder auf, diesmal war es schon 6 Uhr morgens und ich hatte selbst eine Angst-Energie-Welle.
 
Das beeindruckt mich nicht besonders, schließlich kenne ich mich gut mit dem Thema aus. Ich legte mich auf den Rücken und begann entspannt, die Energie von Angst in mein Herz zu atmen. Die Schritte über mit waren verstummt. Vielleicht möchtest du fragen, wovor ich denn Angst hatte, aber das weiß ich nicht, kann ich gar nicht sagen. Es war mehr die Energie als ein Thema. Übrigens habe ich dazu ein Buch geschrieben. "Der Wendepunkt der Angst" nur zur Info.
Als ich schließlich wieder einschlief, hatte ich einen Traum.
 
 
Im Traum war ich wieder auf dem Hof meines Vaters, aber der Hof war riesig und alles total marode. Ich war auf dem Hof dabei umzuziehen. Vorher hatte ich in irgendwelchen völlig kaputten dunklen Kellergewölben gewohnt, jetzt bekam ich einige Zimmer oben. Einige Freunde halfen mir beim Umräumen. Meine ganzen Möbel, mein gesamter Besitz bestand nur aus Sperrmüll. Im Keller öffneten sich immer neue Räume, die auch wieder voll mit Gerümpel waren. Ich sagte zu meinen Freunden, dass wir das jetzt nicht alles hochschleppen müssten. Das würde ich demnächst alles auf den Sperrmüll stellen. Jetzt wollte ich nur einige unverzichtbare Dinge nach oben in meine neuen Räume nehmen. Wir packten alle fleißig an. Irgendwann war ich wieder einmal dabei, riesige, zugemüllte, dunkle, kaputte Schuppen zu durchqueren, um nach unten zu gelangen, da fiel mir auf, dass ich meine Brille verloren hatte.
 
Ich erschrak sehr darüber. Wie sollte ich in dieser Dunkelheit und all diesem Gerümpel denn meine Brille wiederfinden? (Ohne Brille bin ich blind) Als ich aus dem Schuppen heraustrat, um meine Freunde um Hilfe zu bitten, bemerkte ich, dass ich sehen konnte auch ohne Brille. Zunächst konnte ich das gar nicht glauben. Ich hielt es für einen Irrtum oder einen Zufall, und vermutete, dass dies Phänomen nicht andauern würde. Aber es blieb dabei, ich konnte sehen ohne Brille. Das Wunder verschwand nicht wieder. Das haute mich um. Ich war von der Größe dieses Geschenkes überwältigt und fing an zu weinen, nicht aus Traurigkeit, sondern vor Ergriffenheit.
 
Meine (eine?) Mutter kam und nahm mich in den Arm. Meine Freunde kamen auch dazu, aber nach einiger Zeit wandten sie sich wieder um und räumten weiter. Ich konnte nicht sofort weitermachen, ich war völlig aufgelöst und weinte immer noch ein kathartisches Weinen. Ich setzte mich auf das Holzgerüst, auf dem ich gerade war und schaute den Nachbarn zu, die drüben auf ihrem Grundstück auch am Räumen waren. Es war nicht meine Absicht, sie zu beobachten, aber ich wollte sehen, wollte meine neue Fähigkeit benutzen. Immer noch war ich überwältigt davon, dass mir ein solches Geschenk zuteil geworden war.
 
Als ich aufwachte, noch im Halbschlaf, kam mir die Einsicht, dass das Thema hier nicht meine Vergangenheit war, sondern meine Herkunft. Papa steht in diesem Traum nicht für Dinge aus meiner Kindheit oder für unbewältigte Themen oder so, sondern es geht in diesem Traum um meine Herkunft, meine Ahnen und auch die Themen, die zu der gesellschaftlichen Schicht gehören, aus der ich stamme. Soweit wir in unserer Familie zurückblicken können, stammten alle Familienmitglieder aus der Unterschicht. Da gab es Bäckergesellen, Handwerker, Küchenmädchen, Köchinnen, Kutscher...ich wüsste von keinem, der nennenswerten Besitz gehabt oder in der Gesellschaft einen höheren Rang bekleidet hätte. Das sind meine Ahnen. Das ist meine Herkunft.
 
Nebenbei bemerkt passt dieses Thema ja auch in diesen Monat. Der Oktober ist der Halloween Monat. Im Oktober und November feierten unsere Vorfahren drei Ahnenfeste, die sich auch heute noch im Kirchenjahr wiederfinden. Halloween ist eines davon. Es ist das Fest, bei dem man die geliebten Ahnen einlädt, das Haus zu besuchen und mit der Familie zu feiern. In früheren Zeiten, als es bei uns noch gar keine Kürbisse gab (die kommen aus Amerika), da haben die Kinder Rüben ausgehöhlt, Kerzenstummel hineingesteckt und mit diesen Rübenlampen den Weg von der Begräbnisstätte bis zum Haus der Familie markiert, damit die Ahnen den Weg auch finden.
 
In einigen Tagen werde ich mit meiner Montagsgruppe ein kleines Halloween Ritual begehen. Wir bereiten uns schon darauf vor. Deshalb ist es auch stimmig, wenn ich gerade jetzt so einen Traum bekomme, der etwas mit meiner familiären Herkunft zu tun hat. Dass alles so marode und baufällig aussah, hat vermutlich auch eine Bedeutung. Ich sehe es als Symbol dafür, dass diese Dinge alt sind, erledigt, fertig. Das kann nun alles in sich zusammen fallen wie die Ruinen einer fernen Vergangenheit. Der Sperrmüll ist ein Symbol dafür, dass so viele Dinge, an denen ich früher hing, die mir früher wichtig und bedeutsam waren, jetzt erledigt sind. Die geliebten Objekte von einst, sind heute nur noch Sperrmüll, werden nicht mehr gebraucht, können entsorgt werden.
 
Damit sind vermutlich nicht nur ausschließlich Dinge gemeint, sondern auch Themen, Probleme von früher, Sorgen, Wünsche, Sehnsüchte von früher. All das ist bewältigt, erledigt und kann nun auf den Sperrmüll der Zeit.
 
Die fleißigen Freunde in diesem Traum sehe ich als Symbol für Kräfte, die ich mir im Laufe des Lebens zugelegt habe. Früher war ich in vielen, vielen Dingen ein Opfer. Meine Eigenschaften und Kräfte haben daher auch oft gegen mich gearbeitet. Jetzt mit 61 Jahren bin ich kein Opfer mehr und meine natürlichen Fähigkeiten und Eigenschaften arbeiten jetzt auf meiner Seite und für mich, wie es auch sein soll. Das einzige, was ich nicht wirklich verstehe, ist das Geschenk. Es war so überwältigend so wundervoll im Traum. Ist Sehen auch als Symbol zu verstehen? Was könnte es dann bedeuten? Eine neue Sicht auf die Dinge scheint mir zu klein. Im Traum hat es mich so überwältigt. Was könnte denn ein so großes Geschenk sein, dass es so etwas in mir auslöst?
Tatsächlich weiß ich das nicht. Vielleicht wird sich noch etwas zeigen. Ich beschreite zwar gerade wieder völlig neue Wege, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese neuen Wege so große Veränderungen nach sich ziehen.
 
Zumindest war es ein toller Traum und ich bin beglückt aufgewacht. Nach meiner Erfahrung mit Träumen bekommt man im realen Leben auch immer ein Geschenk, wenn man im Traum beschenkt wurde. Meistens handelt es sich dabei aber nicht um konkrete Dinge, sondern um Energien oder Kräfte. Ich bin offen dafür. Mal schauen, ob da was kommt. Wenn ja, berichte ich darüber.
 
Heute Morgen habe ich mir dann aber erlaubt, ziemlich spät aufzustehen, so gegen 9 Uhr. Immerhin habe ich die halbe Nacht nicht geschlafen. Mein Körper fühlt sich auch entsprechend. Zwar habe ich trotzdem gnadenlos meine Stunde Fitness durchgezogen, aber es fiel mir schwerer als sonst. Beim Frühstückskaffee habe ich über eine Stunde mit meiner Freundin, Gitta telefoniert. Sie ist gerade von einem längeren Seminaraufenthalt aus Kairo zurückgekommen. Das war wohl ganz wunderbar, sehr intensiv und spannend.
 
  1. Danach bin ich in die Altmarkpassage gefahren und habe bei Edeka Dorbritz einen Milchkaffee getrunken und eine Schokoeiche gegessen. Schokoeiche - ein wahr gewordener Traum! Hmmmm!            Dabei habe ich meine ehemaligen Nachbarn aus Altensalzwedel getroffen und wir haben uns unterhalten. Sie haben mir auch Fotos davon gezeigt, wie mein ehemaliges Haus jetzt aussieht. Es ist jetzt eine große Baustelle. Die neuen Besitzer renovieren es von Grund auf. Am Ende werde ich es nicht mehr wiedererkennen. Aber ist ja auch egal. Es gehört mir ja nicht mehr.
Heute Abend um 18 Uhr bin ich noch im Café Frida verabredet, um Nadine zu helfen. Morgen, am Sonntag ist da ja das Frühstücksbuffet mit Lifemusik. Da gibt es viel zu tun und viel vorzubereiten. Ich habe versprochen hinzukommen und dabei mitzuhelfen. Nadine ist schon die ganze Woche leicht aus dem Häuschen deswegen. Es ist ihr erstes Frühstücksbuffet, seit sie das Café hat.
Daher ist auch alles neu und will gut überlegt werden.
 
Hier Café Frida in Salzwedel
 
Hier zum Abschluss noch zwei süße Bilder von meiner Selina, wie sich in unserem gemeinsamen Fernsehnest kuschelt. Und als Info nochmal der Hinweis auf das Buch zum Thema Angst und Panik für alle, die Interesse an dieser Thematik haben. 
 
 
 
 
Selina schaut gespannt in den Fernseher. Vermutlich wurden da gerade Tiere gezeigt.
 
Alles Liebe und bis bald.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Freitag, 19. Oktober 2018

Dann schienst du das Bein mit einem Besenstiel und ein wenig Band.

19.10.2018
Vor ein paar Tagen habe ich einen kleinen Text auf Facebook gepostet, in dem es um Coaching ging. Daraufhin antwortete eine Frau mir und schrieb, ihrer Ansicht nach sei jeder Mensch grundsätzlich in der Lage, sich selbst zu heilen. Damit hat sie mir ein interessantes Thema gegeben für diesen Blog. Es ist dieser Frau bestimmt nicht bewusst, aber diese Vorstellung, dass wir uns allein helfen sollen, alles alleine schaffen, es als Einzelkämpfer zu etwas bringen, diese Vorstellung entspricht dem Denken der Unterschicht. Ich darf das hier mal sagen, denn ich selbst bin auch ein Kind der Unterschicht und ich bin dieser irrigen Vorstellung auch ganz lange erlegen.

Dieser Gedanke ist weit verbreitet. Ich hatte einmal eine Klientin mit Krebs in einem sehr fortgeschrittenen Stadium. Sie wollte deswegen zu einer Sitzung kommen, sagte diese aber kurz vorher wieder ab mit den Worten, sie habe das Gefühl, sie müsse ganz allein durch diese Sache hindurch. Das ist Wahnsinn! Reiner Wahnsinn! Wenn ein Mensch schon mit so einer schlimmen Sache geschlagen ist, warum um alles in der Welt, soll er sich dann auch noch ganz alleine damit auseinandersetzen und keine Hilfe annehmen, nicht einmal die des Arztes? Welcher Pokal soll den hier gewonnen werden? Was soll damit bewiesen werden? Wer will hier eigentlich wem etwas beweisen ?Wozu ist das denn gut?

Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie es tatsächlich geschafft hat, den Krebs einsam und alleine zu besiegen - ich zweifle das an und gehe davon aus, dass ihr Ego sie ins Grab gebracht hat - aber selbst für den Fall, dass ich mich irre und diese Frau hat es alleine geschafft, sich zu heilen und wieder gesund zu werden. Wozu ist das gut? Klar, sie kann sich selbst auf die Schulter klopfen und sagen: "Ha ha, das habe ich ganz allein geschafft". Aber was ist denn das für eine unsoziale Einstellung? All die vielen anderen Menschen auf der Welt sind doch nicht dazu da, ignoriert zu werden.
 





Mir wurde auch schon von Menschen gesagt, ich solle mir doch selbst helfen. Stelle dir das mal vor. Sagen wir mal, du hast dir ein Bein gebrochen. Warum heilst du dich nicht selbst? Du könntest zur nächsten Heizung kriechen, deinen Fuß darunter klemmen und das Bein mit einem kräftigen Ruck stecken. Ja okay, das tut weh. Stell dich nicht so an. Dann schienst du das Bein mit einem Besenstiel und ein wenig Band. Im Mittelalter haben die Menschen das auch so gemacht. Geht also.
Aber das bedeutet eine völlig unnötige Grausamkeit gegen sich selbst. Ich möchte mir das ganz sicher nicht antun.

Und wenn es um emotionale oder soziale Themen geht, ist es sogar noch wichtiger, Hilfe anzunehmen. In den Bereichen Psychologie oder Mediation haben die Menschen in den letzten zwanzig Jahres faszinierende Fortschritte gemacht und diese Bereiche haben sich in ein breites Spektrum ausgefaltet. Da gibt es ganz viele tolle Methoden, Techniken und Wege des Umgangs mit Problemen. Jemand, der nicht in diesen Bereichen arbeitet, kann das alles doch gar nicht wissen. Also kann er sich all diese großartigen Möglichkeiten auch nicht zunutze machen, wenn er versucht, allein durch sein Thema hindurch zu gehen. Ich glaube, ein Beispiel wäre hier ganz hilfreich.

Als ich damals in das Seminarhaus in Altensalzwedel gezogen bin, mussten wir alle Stromleitungen neu verlegen. Ich wollte oben auf dem langen Flur neben jedem Zimmer einen Lichtschalter haben. Jeder Lichtschalter sollte das ganze Flurlicht einschalten und es sollte auch an jedem Schalter wieder ausgeschaltet werden können. Auf diese Weise hatte jeder Übernachtungsgast die Möglichkeit, wenn er vielleicht in der Nacht auf die Toilette wollte, sich das Flurlicht ein und auch wieder auszuschalten, ohne erst durch den halben dunklen Flur tappen zu müssen. Mein Bruder verlegte diese Leitungen für mich. Er dachte ausführlich darüber nach, wie das funktionieren könnte und fand eine wirkungsvolle Lösung.

Später, als einmal ein Elektriker etwas bei mir reparierte, sagte der Mann zu mir: "So macht man das aber schon lange nicht mehr. Es gibt inzwischen entsprechende Lichtschalter dafür. Sie hätten sich damit Hunderte von Metern an Kabel sparen können". Warum hat mein Bruder das nicht gewusst? Weil er kein Elektriker ist. Das ist Fachwissen. Das kennen Fachleute. Laien haben auch gute Ideen und können dieses "Rad" auch noch einmal erfinden, aber Fachleute haben schon viel länger darüber nachgedacht und die alten Lösungen inzwischen schon viel weiter entwickelt. Mein Bruder ist ohne Zweifel ein kluger Mann, aber keiner weiß alles und keiner kennt die Fachinterna aller Berufe.

In der Psychologie gibt es inzwischen etliche neue Unterbereiche und jeder einzelne Bereich hat seine eigenen Techniken und Methoden. Nur weil wir uns mit menschlichen Themen beschäftigen heißt das doch nicht, dass unser Wissen so gering und unsere Arbeit so platt und flach ist, dass jede Hausfrau mit ein wenig Menschenkenntnis das auch kann. Und die Zeiten, wo der Klient auf dem Sofa liegend einfach nur so vor sich hin geredet hat und der Psychiater hat nur zugehört, gehören schon lange der Vergangenheit an. Sigmund Freud ist schon 1939 verstorben. Wir kennen inzwischen Zusammenhänge, die früher noch ganz unbekannt waren.

In meinem gestrigen Post zum Beispiel habe ich den Zusammenhang zwischen Angst und Kraft beschrieben. Es gibt auch Zusammenhänge zwischen Flexibilität und Armut, Konflikt und Liebe, Gesundheit und Mut. Arnold Mindell, der große Schamane hat Methoden entwickelt, die den Menschen helfen ganz leicht und mit geringem Kraftaufwand über ihre sie behindernden inneren Grenzen zu gehen. Ebenfalls von ihm sind einige Methoden, mit deren Hilfe wir Symptome quasi "übersetzen" können in eine Sprache, die der Betroffene besser verstehen kann. Im Bereich der Visionsreisen gibt es verschiedene Ansätze und Arbeitsformen, die zu unterschiedlichen spannenden Ergebnissen führen. Und noch ein interessantes Beispiel: Traumdeutung. Selbstverständlich blättern wir da schon lange nicht mehr in dem großen Lexikon der Traumsymbolik.

Die Idee, dass bestimmte Symbole für alle dasselbe bedeuten, hat spätestens C.G. Jung ein für allemal relativiert. Aber kanntest du den Ansatz, nachdem du alle in deinen Träumen auftretenden Gestalten und auch Tiere als Teil deiner Selbst deutest. Wenn du deine Träume einmal spaßeshalber auf diese Weise betrachtest, gelangst du zu ganz neuen faszinierenden Ergebnissen. Ich selbst zum Beispiel hatte kürzlich einen Traum, in dem ich eine schlechte und unbegabte Schülerin war. Die anderen Schüler und der Meister konnten alle fliegen nur ich nicht. Als ich aufwachte fühlte ich mich zuerst nicht gut mit dem Traum. Er kam mir wie ein Versagertraum vor. Aber meine Freundin erinnerte mich daran (du weißt schon, wenn man selbst betroffen ist, sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht), dass ich ja auch der fliegende Meister bin und alle anderen Schüler der Klasse.

So gesehen enthält der Traum eine ganz andere Botschaft. Er sagt mir nicht, ich sei unfähig. Er sagt mir, dass es in mir einen Teil meiner Selbst gibt, den ich vernachlässige oder sogar verachte. Das ist die Kim, die im Traum als einzige nicht fliegen konnte. Sie fühlt sich traurig und allein gelassen. Aber ich bin ja auch der fliegende Meister aus meinem Traum. Es gibt also auch eine starke, überlegene Kim, zu der noch eine Reihe interessanter Eigenschaften gehören, das sind die anderen Schüler. Sie alle können sich einmal umdrehen und sich der vergessenen Kim annehmen. Der Traum sagt mir also nicht, dass ich eine Lusche bin, sondern dass ich mich noch um etwas in mir kümmern sollte, einen vergessenen Anteil meiner Selbst, der versucht auf sich aufmerksam zu machen.

Das war nur ein Beispiel dafür, dass es so viele interessante Methoden gibt, die den Laien logischerweise nicht bekannt sind. Wir kennen uns in unserem eigenen Beruf gut aus, aber doch nicht in allen anderen Berufen auch. Da es all diese Dinge gibt und dazu hilfreiche wunderbare Menschen, die sich nicht über andere stellen, sondern auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren - das ist nämlich der große, zukunftsträchtige Trend, der sich in allen Neuentwicklungen auf dem breiten Gebiet der Arbeit mit Menschen abzeichnet - dann wäre es doch einfach schade, auf all dies zu verzichten und einsam und allein das harte Brot zu kauen.


Okay, das war jetzt aber genug zu dem Thema. Vielleicht noch ein wenig privates. Kürzlich war ich mit einer Freundin und ihren Kindern in Wolfsburg im Phaeno Museum. Das ist echt empfehlenswert, wenn du Kinder hast. Überall standen Experimente herum, die die Kinder durchführen konnten. Sie durften alles anfassen, alles selber machen und ausprobieren. Die beiden Kinder meiner Freundin verschwanden augenblicklich im Raum und wir beide hatten Zeit, ganz gemütlich im Bistro Kaffee zu trinken. Später haben wir uns dann auch ein wenig umgeschaut. Der Roboter hat mir am besten gefallen.
 
Es gab ein Schaltpult mir vielen Knöpfen und die Kinder konnten den Roboter damit bedienen, konnten mit ihm reden, ihn Witze oder Geschichten erzählen oder ihn sich bewegen lassen. Er ist wohl auch das Prunkstück der Ausstellung. Aber auch die vielen anderen Experimente haben die Kinder sehr fasziniert. Später sind wir noch ein wenig durch die Wolfsburger Innenstadt gewandert. Meine Freundin wollte mir einen Hut oder eine Mütze suchen. Leider stehen mir Hüte nicht. Das finde ich sehr schade. Ich würde nämlich gern Hüte tragen.
 
Aber ich sehe mit Hüten immer aus, wie eine Vollidiotin. Immerhin steht mir die Mütze, die ich immer draußen trage. Die meisten Menschen wissen gar nicht, was uns ältere Damen eigentlich veranlasst, diese Schirmmützen zu tragen, die ja anscheinend völlig aus der Mode sind, zumindest bekommt man sie nirgendwo mehr zu kaufen. Das hat mit den Augen zu tun. Bei vielen älteren Menschen entwickeln die Augen im Alter eine erhöhte Lichtempfindlichkeit. Der Schirm, an der Mütze ist da hilfreich.
 
 
Hier ist noch ein cooles Bild von meiner Oma mit Hütchen. Leider werden diese uralten Bilder mit der Zeit irgendwie immer unschärfer.
 
 
Mein Bruder hat gerade eine Vielzahl alter Familienfotos digitalisiert und seine Frau hat mir ein paar davon auf Whatsapp geschickt. Darunter auch dieses Bild von meiner Schwester, rechts, meiner Oma und mir.
Hier ist noch eines aus dem Phaeno Museum,
 
 
Alles Liebe und bis bald.